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Julian Kawohl6 Minuten Lesezeit

Die 10 Lebensbereiche der Ecosystem Strategy Map

Die Ecosystem Strategy Map ist unser zentrales Instrument, das Unternehmensleitern und -leiterinnen hilft, sich in Ökosystemen zurechtzufinden. Ihre intuitive Visualisierung kann für die Analyse der Positionierung des Ökosystems, die Entwicklung einer Ökosystemstrategie und die Gestaltung des Ökosystems verwendet werden. Im Kern besteht die Ecosystem Strategy Map aus zwei Dimensionen: 10 Lebensbereiche und 3 Rollen. In diesem Artikel geht es um die 10 Lebensbereiche der Ökosystem Strategy Map, die die zentralen Kategorien für menschliche Bedürfnisse darstellen. In den kommenden Artikeln werden wir dann über die 3 Rollen sprechen, die die Positionen für Unternehmen innerhalb von Ökosystemen beschreiben und zeigen, wie Sie die Ecosystem Strategy Map für Ihren Unternehmenswachstum nutzen können.

10 LEBENSBEREICHE BESCHREIBEN MENSCHLICHE BEDÜRFNISSE

Ökosysteme erfüllen die menschlichen Bedürfnisse in allen Lebensbereichen. Auf der Grundlage unserer angewandten Forschung mit mehr als 1.000 praktizierenden Führungskräften haben wir insgesamt zehn Bereiche identifiziert, die unser Leben ganzheitlich abbilden. Unter Verwendung der Ecosystem-to-Human (E2H)-Perspektive können Ökosystemprodukte und -dienstleistungen in diesen 10 Lebensbereichen strukturiert werden, wobei die Endkundschaft bzw. der Mensch im Mittelpunkt steht.


Graphic_1_E2H

Ökosystem Strategy Map in der Lebensbereichsansicht: Die Produkte und Dienstleistungen des Ökosystems sind in 10 Lebensbereiche gegliedert, wobei die E2H-Perspektive (Ecosystem-to-Human) verwendet wird.

Die EndkundInnen haben die Möglichkeit, je nach ihren Bedürfnissen Produkte und Dienstleistungen eines oder mehrerer Lebensbereiche zu nutzen. Sie nutzen also Angebote und Wertversprechen von Ökosystemen, die von Unternehmen aufgebaut werden. Im Zeitalter der Ökosysteme werden die Grenzen zwischen Angeboten, die vollständig im Besitz eines Unternehmens sind, und gemeinsamen Angeboten, die durch Ökosystempartnerschaften entstehen, zunehmend verschwimmen. Daher müssen Unternehmen verstehen und definieren, welche der 10 Lebensbereiche sie bedienen wollen, um sich effektiv auf die Erfüllung der zentralen menschlichen Bedürfnisse zu konzentrieren.

DIE 10 LEBENSBEREICHE

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Mobilität

Menschliche Bedürfnis: Zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum von A nach B zu kommen.

Dieser Bereich umfasst alles, was Menschen von A nach B bringt: Infrastruktur (Autobahnen, Bahnhöfe und Flughäfen), den gesamten Herstellungsprozess (von den Rohstoffen über die Komponenten bis hin zum Zusammenbau von Fahrzeugen wie Autos, Zügen, Flugzeugen, Schiffen usw.) und Mobilitätsdienstleistungen (wie Taxi, Zug Fahren oder Fliegen). Er umfasst auch IT-Lösungen zur Unterstützung des Bedarfs (wie Navigationssysteme, Software für autonomes Fahren oder Carsharing-Apps). Nicht enthalten ist der Transport von Gütern (Logistik), da dies eine grundlegende Dienstleistung für alle Lebensbereiche ist.


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Gesundheit

Menschliches Bedürfnis: Körperlich und geistig fit bleiben. Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen und Gesundheitsfürsorge.

Alle Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Vorbeugung, Erhaltung und Nachsorge der Gesundheit. Traditionelle Akteure wie Krankenhäuser, Pharmaunternehmen, Medizintechnikhersteller und Krankenversicherungen sind hier zu finden. Darüber hinaus beginnen derzeit neue Unternehmen, diesen Lebensbereich mit digitalen Dienstleistungen zu bedienen, die ein gesünderes Leben ermöglichen (Health Tracker, Fitness-Apps, Brainjogging oder Krankenhausmanagement-Lösungen). ErnährungsberaterInnen, FitnesstrainerInnen und RestaurantbesitzerInnen, die sich auf die Gesundheit konzentrieren, sind ebenfalls Teil dieses Lebensbereichs, ebenso wie Aktivitäten, die mit der Verhinderung von Krankheiten zu tun haben, wie z. B. Hygiene und Abwasseraufbereitung.

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Freizeit

Menschliches Bedürfnis: Energie durch Schlaf und Freizeitaktivitäten wiederherstellen.

"Tanken Sie neue Energie" ist der Schwerpunkt dieses Lebensbereichs. Er umfasst Produkte und Dienstleistungen für Freizeitaktivitäten wie Sport, Hobby, Urlaub oder Reisen sowie für Erholungsaktivitäten wie Schlafen, Entspannen und Wellness.

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Arbeit

Menschliches Bedürfnis: Geld verdienen (arbeiten) und/oder sich gut fühlen (ehrenamtlich arbeiten), indem man für andere einen Wert schafft.

Umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die Arbeit und Wertschöpfung ermöglichen, erleichtern und effizienter machen. Dies beginnt bei den Arbeitsvermittlungsdiensten, um Arbeit zu finden, und reicht von der Infrastruktur (z. B. Büros und Produktionsanlagen) über Dienstleistungen zur Vereinfachung der Arbeit (z. B. Software, Werkzeuge oder Maschinen) bis hin zu professionellen Dienstleistungen wie Beratung, Finanzprüfung, Steuern und Beratung.

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Verbrauch

Menschliches Bedürfnis: Essen, Trinken, Kleidung, Körperpflege und alltägliche Besorgungen.

Der Lebensbereich Konsum umfasst alle Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln, Wasser, Getränken, Tabakwaren, Kleidung, Körperpflege- und Schönheitsprodukten sowie Konsumgüter wie Besteck oder Küchengeräte. Luxusartikel wie Uhren, Schmuck oder Handtaschen sind ebenfalls eingeschlossen. Typische Unternehmen, die diese Bedürfnisse erfüllen, sind Supermärkte, Bars, Restaurants, Frisiersalons, Kosmetikstudios und Modegeschäfte.

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Spiritualität

Menschliches Bedürfnis: Suche nach Sinn, Erleuchtung, Transzendenz, Glauben und Vertrauen.

In diesen Lebensbereich fallen Themen wie Kirche, Religion, Esoterik, sowie alle Angebote rund um Achtsamkeit, Sinnsuche und Daseins-Erklärung. Ebenso werden Angebote wie Gottesdienste, Meditationsseminare und Klosteraufenthalte diesem zugeordnet.

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Sozialisieren

Menschlich Bedürfnis: Liebe, sexuelle Intimität, Zugehörigkeit zu Familie, FreundInnen und Gesellschaft.

Dieser Lebensbereich umfasst alle Themen rund um Familie, FreundInnen, Liebe, Sexualität, Interaktion und Kommunikation. Dazu gehören auch Aktivitäten zur Kontaktaufnahme wie soziale Netzwerke (von Tinder bis Facebook), Vereine oder Verbände. Außerdem sind hier alle Angebote des sozialen Zusammenlebens (von Ehe- und Familienberatung bis Prostitution) zu finden.

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Bildung

Menschliches Bedürfnis: Wissen und Fähigkeiten erwerben, die Wahrheit finden und die Welt verstehen.

Der Lebensbereich Bildung umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die dabei helfen, die Welt besser zu verstehen und die Wahrheit zu finden. Dazu gehören Schulen, Universitäten sowie alle Formen der Ausbildung und des Lernens in (nicht-)beruflichen Kontexten.

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Unterhaltung

Menschliches Bedürfnis: Spaß und Vergnügen durch Unterhaltung.

In diesem Lebensbereich geht es darum, unterhaltsame Erlebnisse zu genießen, z. B. einen Film anzusehen, Musik zu hören, (Computer-)Spiele zu spielen, ein Buch zu lesen, Sport zu treiben, Comedy zu sehen, ins Theater zu gehen, Kunst in einer Galerie zu genießen oder unterhaltsame Medieninhalte zu konsumieren.

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Wohnen
Menschliches Bedürfnis: In einem sicheren, fairen, stabilen und komfortablen Umfeld leben.

Alle Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Lebensraum und Wohnen wie Planung, Konzeption, Bau, Vermietung, Instandhaltung und Inneneinrichtung sowie Anwendungen (z.B. Waschmaschinen oder Geschirrspüler) sind Teil dieses Lebensbereichs.

WAS IST, WENN MEIN PRODUKT/DEINE DIENSTLEISTUNG FÜR MEHRERE LEBENSBEREICHE GILT?

Das ist eine gute Sache. Es gibt viele menschliche Bedürfnisse, und sie unterscheiden sich je nach Kontext. Die Ecosystem Strategy Map ermöglicht es, das Angebot eines Unternehmens in jedem Kontext abzubilden und hilft dabei, Partner und Konkurrenten im Ökosystem zu finden. Es ist entscheidend, das Gespräch über Möglichkeiten zu eröffnen.

Ein gutes Beispiel für ein Angebot, das nicht auf einen Lebensbereich beschränkt ist, ist ein Hotel. Das Hotel-Restaurant erfüllt das Bedürfnis nach Essen und Trinken (Konsum) und das Hotel-Fitnessstudio und Spa erfüllt die Bedürfnisse nach Erholung (Recreation). Die Abbildung der Angebote in beiden Lebensbereichen macht es dem Hotel wesentlich leichter, Wettbewerber oder Partner zu finden, die mit ihm zusammen diese menschlichen Bedürfnisse besser erfüllen können.

Ein weiteres Beispiel ist Yoga. Ein Yoga-Produkt oder eine Dienstleistung könnte je nach Perspektive und Angebot in verschiedenen Lebensbereichen abgebildet werden. Yoga für einen gesunden Rücken (Gesundheit), Yoga-Mantras (Spiritualität) oder Yoga-Atemübungen (Freizeit). Auch dies ermöglicht eine Analyse des Wettbewerbsumfelds und der Partnerschaftsoptionen.

Abgesehen von diesen konkreten Beispielen gibt es auch Angebote, die menschliche Bedürfnisse in vielen Lebensbereichen erfüllen oder Unternehmen dabei helfen, dies zu tun. Die prominentesten Bereiche sind:

  • Finanzdienstleistungen (Banken und Versicherungen);
  • Telekommunikation (Anschlussmöglichkeiten für Telefon und Internet);
  • Forstwirtschaft, Bergbau, Erdöl und Erdgas (Ressourcen für Produktion und Energie);
  • Versorgungsunternehmen (Bereitstellung einer grundlegenden Infrastruktur für Strom, Gas, Wasser und Abfall).

SCHLUSSFOLGERUNG

Die 10 Lebensbereiche, eine der beiden Dimensionen der Ecosystem Strategy Map, erleichtern das Verständnis dafür, wie die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse im Kontext des gesamten Ökosystems beitragen. Die Ecosystem Strategy Map fördert fokussierte Ökosystem-Diskussionen, die Führungskräften dabei helfen, die richtige Strategie zu definieren, die besten Positionierungsoptionen zu identifizieren und die richtigen Partner zu finden, um auf höchst intuitive Weise die besten Wertangebote zu schaffen.

Im nächsten Artikel werden wir über die 3 Rollen sprechen, die die Positionierungsmöglichkeiten für Unternehmen in Ökosystemen beschreiben.

 

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Julian Kawohl

Prof. Dr. Julian M. Kawohl ist Inhaber der Professur für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Im Rahmen seiner praxisorientierten Forschung hat er das Ecosystemizer-Konzept als Framework und Toolset für das Management von Business Ecosystems mitentwickelt. Prof. Kawohl unterstützt zahlreiche Unternehmen aus verschiedenen Branchen bei deren Ecosystem-Aktivitäten.

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